Poesie Matters

Poesie Matters

regentonnenvariationen

(von jan wagner)

 

ich hob den Deckel

und blickte ins riesige

auge der amsel

 

unterm pflaumenbaum

hinterm haus – gelassen, kühl

wie ein zenmeister.

 

eine art ofen im negativ; qualmte nicht,

schluckte die wolken.

 

gluckste nur kurz auf,

trat man zornig dagegen,

aber gab ncihts preis.

 

als stiege durch sie

die unterwelt hinauf, um

uns zu belauschen.

 

silberne orgel-

pfeife, fallrohr: dort hindurch

pumpte das wetter.

 

einen sommer lang

ganz versunken. dann, bei sturm, schäumte sie über.

 

bleib, sprach das dunkel,

und dein gesicht löst sich auf

wie ein stück zucker.

 

alt wie der garten,

duftend wie ein waldsee. stand

da, ein barrel styx.

 

ich hob den deckel,

zuckte zurück. der amsel-

gesang dunkelte.

 

übervoll im herbst,

lief sie aus in hunderten

schwarzer nacktschnecken.

 

was ich im kopf be-

hielt, eingefaßt vom rund: das

medaillon „ratte“.

 

ein letzter tropfen

vom baum. in der stille, still,

der bebende gong.

 

ein grübeln, grübeln;

im winter die erleuchtung

als scheibe von eis.

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